Mareike Lotte Wulf

Niedersächsischer Handwerkstag in Hannover

Auf der Mitgliederversammlung des Niedersächsischen Handwerkstages habe ich mit Vertretern des Handwerks über die Arbeits- und Bildungspolitik auf Bundesebene diskutiert.

Alle Anwesenden waren sich einig, dass Auszubildende in unserem Land besonders gefördert werden müssen, um den Fachkräftemangel aktiv zu bekämpfen! Anders als bei Studenten handelt es sich bei Ausbildungsanfängern oft um Minderjährige, das bringt besondere Herausforderungen mit sich: Aus meiner Sicht wären tragbare Wohnkonzepte für Azubis verbunden mit einer sicheren Mobilität die wichtigsten Schritte auf dem Weg zu mehr Ausbildungsabschlüssen – so auch der Tenor der Handwerksexperten.

Bemerkenswert fand ich auch, dass eine Ausbildungsgarantie, wie das Arbeitsministerium von Hubertus Heil (SPD) sie vorschlägt, von den führenden Vertretern des Handwerks nicht als zielführend erachtet wird. Es gibt in Deutschland nämlich keinen Mangel an Ausbildungsplätzen: Jeder kann einen Platz finden! Das Ampel-Modell, wonach es in Zukunft außerbetriebliche Ausbildungsstätten geben soll, würde dagegen für eine Akademisierung von Ausbildungsberufen sorgen und folglich Jobprofile schaffen, für die es keinen Markt und keine Nachfrage in den Unternehmen gibt.

Auch die Weiterbildungspläne von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), die übrigens vom Finanzminister Christian Lindner (FDP) kürzlich in Frage gestellt wurden, stießen auf geteilte Meinungen. Danach dürften Arbeitnehmer in Zukunft für Weiterbildungszwecke bis zu einem Jahr aus dem Beruf ausscheiden und würden 60% ihres Lohns vom Staat erhalten. Wie Erfahrungen aus Österreich zeigen, fördert dieses Modell vor allem gut gebildete Akademiker und kostet den Staat extrem viel Geld. Dem Handwerk nützt es hingegen wenig! Die Anwesenden plädierten stattdessen für eine kostenlose Meister-Ausbildung.

Vielen Dank für den interessanten und angeregten Austausch! Für mich war es sehr spannend, qualifizierte Stimmen vor Ort zu hören, deren Bedürfnisse und Ansichten maßgeblich und dringend in der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik berücksichtigt werden müssen!